Frauenalphabetisierung

Die Alphabetisierung der Frauen wurde zu einem erfolgreichen Projekt, das - dank der Spenden aus Albstadt - im Jahr 2011 nun bereits 2400 Frauen aus Bisoro diese wichtige Kulturtechnik vermitteln konnte.

Das Alphabetisierungsprojekt wurde im Jahr 2007  - im Rahmen der Literaturtage Albstadt - für 900 Frauen angedacht und projektiert.  Der Arbeitskreis Bisoro konnte Ende 2007 durch Spenden aus Albstadt und dank einer wesentlichen Beteiligung der Landesstiftung Baden-Württemberg insgesamt 27.000 €  bereitstellen und im Frühjahr 2008 begann die Alphabetisierung von 900 Frauen in 3 Kursen mit jeweils 300 Frauen. Im Jahr 2009 folgte ein vierter Kurs für weitere 300 Frauen, im Januar 2010 startete Kurs 5 für weitere 300 Frauen - die Frauen erhielten im Juni ihr Zeugnis, im Mai 2010 begann Kurs 6, im Oktober Kurs 7.

Die Aktion hat zum Ziel, die Voraussetzungen für alle Fortbildungsbemühungen für Frauen in den Bereichen Gesundheit, Hygiene, Geburtenregelung und Landwirtschaft zu verbessern. Außerdem soll die soziale Stellung der Frauen in Familie und Gesellschaft über die Lesefähigkeit gestärkt werden. Weil die Frauen den Nutzen schulischer Bildung selbst erfahren, achten Sie auch stärker auf die Ausbildung ihrer Kinder. Bei Wahlen können die Frauen die Unterlagen lesen - wodurch die Demokratie in Burundi gestärkt und Wahlfälschung vermieden wird.

Spenden sind willkommen!

Es warten noch über 3000 Frauen darauf, dass auch sie zum Zuge kommen.

Die Alphabetisierung einer Frau in Bisoro kostet nur 30€ für Schulungsunterlagen und Lehrkräfte - und gibt dieser Frau die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben.

Wie es begann
Bilder und Informationen zum Start der Alphabetisierungskampagne 2007

Bilder und Berichte der Alphabetisierungskampagne 2008 - Kurs 1 u.2
Bilder und Berichte der Alphabetisierungskampagne 2009 - Kurs 3
Bilder und Berichte der Alphabetisierungskampagne 2009 - Kurs 4
Bilder und Berichte der Alphabetisierungskampagne 2010 - Kurs 5



Bericht von Marianne Kühn 22.-23.02.2010
(Auszug - den vollständigen Bericht finden Sie hier)

Aufgabe dieser Reise war es, den Zustand der von Deutschland mit Mitteln des Bundes finanzierten Einrichtungen festzustellen.

"... Ausführlich wurde das Alphabetisierungsprojekt besucht.

Dieses Projekt ist eine Anregung des Staates, sie machen die Vorgaben, doch ist eine Finanzierung von der Seite nicht möglich und somit besteht kein Handlungsbedarf. Mit Ihrer Hilfe nun konnte dieses Projekt zu einem grossen Erfolg in Bisoro führen.

Es gibt in fünf Schulen der Kommune die Möglichkeit, sich für dieses Projekt einzuschreiben. Der Unterricht erfolgt für jeweils eine Gruppe von 30 Frauen am Montag, Mittwoch, Freitag.Die zweite Gruppe von 30 Frauen trifft sich am Dienstag, Donnerstag und Samstag. Der Kurs dauert 4 Monate.

Die Frauen erhalten ein Übungsbuch mit 31 Kapiteln, in dem Buchstaben, Zahlen und kleine Texte erarbeitet werden. Weiterhin erhalten die Kursteilnehmer ein Schreibheft, einen Kugelschreiber, eine Plastikhülle zum Schutz der Hefte gegen den Regen und neuerdings auch einen Regenschirm gegen die vielzähligen Regengüsse, denn sie müssen oftmals lange Wege zurücklegen. Sie lesen gemeinsam laut die Buchstaben und Wortbildungen und üben anschließend das Schreiben. Auch werden sie von der Unterrichtskraft an die Tafel gerufen und müssen dort ihre Kenntnisse vorzeigen.

Dies ist für die Frauen eine völlig neue Welt, sie waren zu Beginn verschüchtert, sie wagten sich nicht an die Tafel, sie lernen allmählich, gemeinsam mit anderen Frauen eine Aufgabe zu lösen. Sie sind mit Eifer dabei, bringen teilweise ihre Baby mit in den Unterricht, dies, wenn sie keine Betreuung finden. Bei Durchsicht der Hefte konnte ein Fortschritt festgestellt werden.

Nach Beendigung des Kurses, der 4 Monate dauert, sind sie in der Lage kleine Texte zu lesen und zu schreiben. Sie erhalten zum Abschluss ein Certificat und als Belohnung einen Pagne, Stoff für Kleidung, der aus anderen Mitteln bestritten wird. Man darf nicht erwarten, dass die Menschen jetzt mühelos schreiben können, nach 4 Monaten können sie die Grundbegriffe. Wichtig ist auch, dass sie mehr Verständnis für anfallende Probleme in der Familie haben. Sie verstehen nun, dass die Kinder ihre Hausaufgaben erledigen müssen, dass sie lernen und üben müssen, um das Klassenziel zu erreichen. Somit werden die Kinder nicht sofort, wenn sie aus der Schule kommen, für andere Arbeiten herangezogen.

Die Frauen spüren eine Aufwertung ihrer Person, sie können mitreden und zeigen Selbstbewusstsein. Dies ist ein sehr wichtiger Aspekt in der Entwicklung der Frauen, die fast immer allein für das Feld, die Kinder und den Haushalt sorgen müssen.

Ein Beispiel für die Nachhaltigkeit dieses Projektes sind z.B. die kommenden Wahlen. Früher mussten die Frauen sich von anderen Menschen bei der Wahl ihrer Partei helfen lasssen. Sie gaben den Namen der von ihnen gewünschten Partei bekannt und ein schreibkundiger Wahlhelfer markierte die von ihr gewählte Partei. Ob das immer so ablief, wie die Frauen es sich wünschten, ist ungewiss. Heute können sie die Namen der Parteien selbst lesen, sie treffen selbst die Wahl ihrer Partei. Dies ist ein Fortschritt in der Entwicklung der Frauen.

Durch die erworbenen Fähigkeiten sind in der Lage Cooperationen aufzubauen und Handel zu betreiben. Sie können sich in Diskussionen einlassen, haben Selbstvertrauen und Kenntnisse des alltäglichen Lebens erworben, wie: grundsätzliche Regeln der Ernährung, der Kindererziehung, der Landwirtschaft, der Familienplanung.

Um das Erlernte nicht wieder zu vergessen, können sie- nach Abschluss der 4 Monate Kursteilnahme- an Lesezirkeln, die wöchentlich abgehalten werden, teilnehmen. In diesem Kurs erhalten sie ein kleines Lesebuch, welches die o.a. Themen erläutert und vertieft.

Sie sind mit Eifer dabei, erfreuen sich über ihre Leistungen und lassen sich teilweise auch von ihren Kindern helfen. Sie kommen gerne in die "Schule". Sie sind froh über das Treffen mit anderen Frauen, es ist ein besonderes Ereignis. Sie machen sich fein wie zu einem Kirchgang und betrachten diesen Unterricht als eine willkommene Unterbrechung ihrer eintönigen Tage. Es ist eine völlig neue Welt, in diesen Stunden tun sie einmal etwas für sich, sie erlernen Dinge, die bisher völlig unbekannt waren und sie lernen zu begreifen, wozu wozu sie Lesen und Rechnen können müssen. Endlich kommen sie selbst vorwärts und sind einmal nicht mit dem Wohlsein der Familie beschäftigt.

Ein gutes Beispiel in der Aufwertung der Frauen, die noch immer in Burundi kaum Rechte haben. Dieses sollte in der Beurteilung der Nachhaltigkeit des Projektes einen besonderen Stellenwert haben. Über die Teilnahme der Kurse und der Lesezirkel wird Buch geführt. Sie nehmen fast regelmässig an den Lesezirkeln teil, sie selbst wählen den Lehrer und die Tage, an denen die Lesezirkel abgehalten werden.

Ihre Frage, ob sie an dem Gemeindeleben aktiv aufgrund ihrer Kenntnisse teilnehmen können, stellt sich hier so nicht. Es wird klar zwischen Administration und Gemeindeleben getrennt, jeder hat seine festgeschriebene Aufgabe und es ist hier nicht üblich, dass die Bevölkerung zu Schreib- und Rechenarbeiten, die von der Administration erledigt werden, herangezogen werden. Es besteht auf jeden Fall kein Zweifel, daß dieser Unterricht den Frauen auf dem Weg zu mehr Selbstständigkeit und mehr Anteil am Gemeindeleben hilft. Sie können sich mit dieser Maßnahme einen besseren Lebensunterhalt verschaffen, indem sie den Verkauf ihrer erwirtschafteten Güter selbst abwickeln. Ohne Kenntnisse der Grundbegriffe des Lesens und Schreibens können sie keine Vorbildspersonen ihrer Kinder sein. Dieses Projekt hat eine weitreichende Auswirkung auf das Leben der Frauen.

Ich befürworte dieses Projekt dafür sehr nachhaltig."

Der vollständige Bericht, der auch die Schulen und Gemeinschaftseinrichtungen beschreibt, ist
hier als Website-Text
oder
hier als PDF-Datei zu finden





Hervorhebungen durch Redaktion
 
Besucher seit 12.Juli 2007